Archive: Bücher
Der Krieg der Prinzipien
Auch das gesellschaftlich sanktionierte Liebesverhältnis Mann-Frau wird durch das Homosexuelle aller eindeutigen Zweckbestimmung und Verwertbarkeit entrissen und in sich selber begründet und hat so Teil am Ideal. Ausdruck der Mißachtung der Frau, und damit der heterosexuellen Liebe, ist die ausgelassene orgiastische Szene im vierten Gedicht, in der nur Frauen als “dirnen” ihre körperlichen Reize zeigen, bis Algabal dazwischen tritt und das Fest mit den Worten: “Aller ende/Endedasfest!” verkündet, woraufhin der Rosenregen folgt. Die Rosen, als heterosexuelles Liebessymbol, sind von purpurner und weißer Farbe; der Farbsymbolik nach ist das Purpurne, das Rote, die Farbe des Weiblichen, während Weiß die Farbe des Männlichen ist. Beide Pole treten nebeneinander auf, bleiben unverbunden und werden auf ihre Wirksamkeit hin befragt: “liebkosen” sie?, “laben” sie? Doch das ist nicht ihr Grund, sondern sie sollen “segnen” – nicht zum Leben, denn die Rosen sind “Manenküsse”, sondern zum Tode. Der Kreis schließt sich, auch die Orgie als freies sexuelles Treiben, findet ihren Abschluß im Tod der Beteiligten. Die Rosen sind wirklich fallende und sind zugleich Symbole der Seinsweisen: Das Zusammentreffen von männlich und weiblich führt nicht zur Erfüllung, sondern zur Vernichtung…
Wannsee
Kleist gab keine Antwort, ging hin und her, hämmerte sich mit der Faust an die Stirn und befahl nach einer Weile dem herbeizitierten Hausdiener, er möge vier Lichter bringen, die während der ganzen Nacht brannten. Es fröre ihn, sagte Kleist, es fröre ihn, obwohl im Ofen das Feuer brannte, es fröre ihn.
Bachmann beschreibt Kleists letzte Tage in einer farbigen, Kleist nahen Sprache.
Guido Bachmann, geboren am 28. Januar 1940 in Luzern, starb am 19. Oktober 2003 in St. Gallen.
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Der Band Wannsee erschien 2016 als Rimbaud-Taschenbuch: Wannsee
liegenschaften am atlantik
hören – denken – fühlen. Eine kleine Studie über Schrekers Operntexte
In meiner Schrift wird der Leser die sonst übliche Inhaltsangabe vermissen. (Wer darauf Wert legt, den verweise ich auf die kürzlich erschienene Studie Werner Oehlmanns im Verlag Lafite: «Schreker und seine Oper») Mir ist es um etwas ganz anderes, etwas ganz bestimmtes zu tun: die Physiognomie des schaffenden Künstlers Schreker ins rechte Licht zu rücken und nachzuweisen, daß seine Weltanschauung sich in anderer Richtung bewegt, als bisher angenommen wurde. So hoffe ich auch, daß es mir gelingen wird, seinen Bühnengestalten einen neuen, für manche vielleicht sogar befremdenden «Steckbrief» auszustellen. Ich bediene mich dabei der in meiner Lehrzeit an der Berliner Staatlichen Schauspielschule erworbenen Kenntnisse, die es mir zur Aufgabe machten, den Untergründen der Handlungsweise der darzustellenden Personen nachzuspüren.
Haidy Schreker-Bures
Franz Schreker. Studie zur Kritik der modernen Oper (1918)
Ich bin Impressionist, Expressionist, Internationalist, Futurist, musikalischer Verist; Jude und durch die Macht des Judentums emporgekommen, Christ und von der katholischen Clique unter Patronanz einer erzkatholischen Wiener Fürstin «gemacht» worden.
Ich bin Klangkünstler, Klangphantast, Klangzauberer, Klangästhet und habe keine Spur von Melodie (abgesehen von sogenannten kurzatmigen Floskeln neuestens «Melodielein» genannt). Ich bin Melodiker von reinstem Geblüt, als Harmoniker aber anämisch, pervers, trotzdem ein Vollblutmusiker! Ich bin (leider) Erotomane und wirke verderblich auf das deutsche Publikum (die Erotik ist augenscheinlich meine ureigenste Erfindung trotz Figaro, Don Juan, Carmen, Tannhäuser, Tristan, Walküre, Salome, Elektra, Rosenkavalier u.s.f.).
Franz Schreker
Israels letzter Psalm
Neben Weißglas und Kittner gehörte Gong zum Kreis der Jugendfreunde Paul Celans.
RH Bd. 01 – Vor grünen Kulissen
Reden zu Ausstellungen von Hann Trier
Vorbemerkung:
Die hier versammelten Reden sind historisch, insofern sie sich jeweils auf eine bestimmte Kunstsituation und deren Jargon beziehen.
Sie sind des weiteren historisch, insofern sie das Accompagnement einer inzwischen 47jährigen heiteren Freundschaft bilden, in der nur das nicht klar ist, wer von wem wann was gelernt hat.
Eine neuere Rede müßte sich mit dem Versuch unbedarfter Kritiker beschäftigen, Hann Trier in das schon seiner Undefiniertheit wegen unsinnige Kasterl INFORMEL einzusperren. Dieser Undefiniertheit wegen bleibt es bei dem Versuch.
Inhalt:
Vorbemerkung
Die Reden
- Galerie Der Spiegel, Köln (1951)
- Galerie Martinet, Amsterdam (1953)
- Galerie Hella Nebelung, Düsseldorf (1957)
- Lübecker Kunstverein (1965)
- Haus Kaspar Brüninghaus, Köln (1968)
- Galerie Der Spiegel, Köln (1975)
- Galerie Der Spiegel, Köln (1985)
- Kölner Artothek (1986)
Nachtrag
- Interview mit Sisyphos, Köln (1948)
- Katalog des Kölnischen Kunstvereins (1986)
Entstehung eines Sternbilds
In den 50er Jahren war Hölzer einer der wenigen Lyriker deutscher Sprache, die den Surrealismus in selbständiger Weise für sich nutzbar machten. Später wandte er sich u.a. dem Studium der Kaballa zu, das große Bedeutung für seine lyrische Produktion gewann. Das bislang zerstreute lyrische Werk Hölzers erscheint im Rimbaud Verlag.