LTB 059 – An diesem schönen Todestag im Mai

Das war mein Tag

Bin aufgestanden habe gegurgelt /
habe mich rasiert /

Sah am Fenster wie ein Geschoß vorüberflog /

Das war die Sonne /
Das war mein Leben /

Das ich noch einmal sehen kann /
bevor morgen ein Stein /

meinen Namen trägt

Christian Saalberg, geboren 1926 in Hirschberg, starb im Mai 2006 in Kronshagen bei Kiel. Das Pseudonym Saalberg leitet sich von dem gleichnamigen Ort (dem heutigen Zachelmie) im Riesengebirge her. Im bürgerlichen Leben war Christian Saalberg Rechtsanwalt und Notar. Er veröffentlichte zahlreich in namhaften Zeitschriften. Von 1963 an veröffentlichte er 23 Gedichtbände, zuletzt 2005 Offenes Gewässer. 1988 erhielt er den Lenau-Preis, 1990 die Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis, 1992 den Eichendorff- Preis und 1998 wurde Saalberg der Lyrikpreis der Künstlergilde Esslingen verliehen.

LTB 060 – Haiku-Paare

Mundet färberblau

Hoch im Sommer – tief im Wald

Zartes Rot zuerst

Tags gestutzter Kirsch –

Unter tausend Blüten stehn

Nachts wir lichtbestürzt

Peter Nim, 1943 bei Höxter geboren, ist ein Lyriker aus dem Rheinland und Verfasser experimenteller Texte, nebenher schreibt er Aphorismen und Spruchdichtung, seit Jahrzehnten Kurzgedichte in der Form des japanischen Haiku. Er lebt nach Universitätsjahren und Wanderleben überwiegend in Frankreich, wo sein erster zweisprachiger Gedichtband, von Robert Marteau übersetzt, bei Atelier La Feugraie erschienen ist.

LTB 039 – und am Satzende das Weiß

Jürgen Nendza, geboren 1957 in Essen, lbet in Aachen und Vaals (Niederlande). Er studierte Germanistik und Philosophie und promovierte. Von ihm erschienen zahlreiche Herausgeberschriften, Hörspiele, Features und Gedichtbände. Für seine Lyrik erhielt er verschiedene literarische Auszeichnungen, wie u.a. den Lyrikpreis Meran.

LTB 053 – figurenflecken oder: blinde verschickung

dran glauben

gewichtloses meinen einer trauer /
grachtenlang rettet die verdünnung /
deine hüfte, die leugnung eines /
gedanken, der aus dem bau kommt. /

im rothaus am see vom wohnwagen aus /
guckst du, kühe, die salz leckend grasend /
den wald stärken.

Swantje Lichtenstein wurde 1970 in Tübingen geboren, sie promovierte in Germanistik un veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien.

LTB 061 – ein unbenutztes ohr

neujahr

wie viele familien mit haustieren /
schlendern auch wir unbeholfen /
durch das land und malen uns aus, /
wie reisen sein könnte: dunkel, erfrischend, /
ohne die mühen von essen und schlafen, /
geldwechsel und schaffnerbestechung. /
wir besitzen gar keine koffer, wir haben /
nur einander und dann hat noch /
jeder sich selbst und das scheint /
genug für den anfang

Sibylle Klefinghaus wurde 1949 in Lüdenscheid geboren, sie absolvierte eine medizinische Ausbildung und studierte Ethnologie, Religionswissenschaft und Amerikanistik in Berlin. Seit Mitte der achtziger Jahre unternahm Klefinghaus lange Auslandsaufenthalte in Tunesien, im Jemen, nach Kenia sowie Zentralafrika.

Publikationen (Auszug): Das Kopfdromedar (Berlin 1980); Tribut der schriftkundigen Stämme (Kellner Verlag, 1983); Der zarte unsichtbare Kompass (Berlin, 1991).

LTB 047 – Vorübergehende Nähe

Vorubergehende Nähe

Die kahlen Äste spiegeln /
sich in den Fenstern, /
du richtest dich für den Winter ein. /
Räume betrittst du lieber /
als du sie verläßt. /
Weite willst du nicht /
mit Ferne verwechseln.

Matthias Kehle, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller, Journalist und Kritiker in Karlsruhe. Er hat mehrere Bücher mit Gedichten und Erzählungen veröffentlicht, sowie mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderem erhielt er das Literaturstipendium des Landes Badem-Württemberg 2003/2004.

LTB 041 – Lyrik Importe

Die Lyrik Importe von Eva Hesse präsentieren einen Querschnitt durch das übersetzerische Werk von über fünfzig Jahren, in dessen Mittelpunkt die epochale amerikanische Lyrik des Zwanzigsten Jahrhunderts steht, die einige Dichter von absolutem Weltrang hervorgebracht hat, deren Einfluss weit über den englischen SPrachraum hinausreicht. Richtlinie dieser Auswahl ist die Praxis des Übersetzens und die Theorie, die in dem biographischen Essay Vom Zungenreden in der Lyrik noch eigens zu Wort kommt, wobei sich Hesse mit einem ganzen ‘Ballett hinkender Hypothesen’ anlegt, immer in der Übersetzung, dass Poesie das ist, was in der Übersetzung nicht verloren geht, sondern sich durch eine Art ‘Teleportation’ manifestiert.

Aus dem Inhalt:

1) Verzeichnis der Gedichte

    • aus dem arabisch-andalusischen Sprachraum
    • aus dem spanischen und griechischen Sprachraum
    • aus dem irischen und walisischem Sprachraum
    • aus dem englischen Sprachraum
    • aus dem amerikanischen Sprachraum

2) Eva Hesse: Vom Zungenreden in der Lyrik

    • Autobiographisches zur Übersetzerei
    • Anmerkungen

3) Buchveröffentlichungen von Eva Hesse

LTB 028 – Ungereimte Gedichte

Michael Guttenbrunner wurde 1919 in Althoven in Kärnten geboren. Er lebte seit 1954 in Wien, wo er 2004 starb. Seine präzise Arbeit am Text ist an Karl Kraus geschult. Mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet.

LTB 008 – Schwarze Ruten

Vision

Wehe, die Wege der Nacht …! /
Wer führt uns? /
Fühlt ihr die Grenzen der Welt? /
Wir haben das Jenseits betreten. /
Blieben Brüder zurück? /
Seht, wie die Leiber sich bergen /
im Abgrund der sterbenden Erde! /
Seht sie gerötet von Blut! /
Auf der Straße unsäglicher Qualen /
wer führt uns? /
Ist nicht das Himmelreich nahe? /
Müssen wir lange noch wandern?

Michael Guttenbrunner wurde 1919 in Althoven in Kärnten geboren. Er lebte seit 1954 in Wien, wo er 2004 starb. Seine präzise Arbeit am Text ist an Karl Kraus geschult. Mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet.

LTB 022 – Die lange Zeit

Bauernmädchen

Leicht gebeugt unter schweren Bürden /
schreitet sie über die Hügel, /
barfüßig, auf bloßen Sohlen. /
Schleppende Röcke umrauschen lautlose Schritte. /
Auf Schultern und Brüsten /
leimt nasses Leinen. /
Unter den tropfenvollen Haarflechten /
glänzen gezähmte Gesichter im Nebelgrau. /
Vorüber wallen sie gleich Bildern, /
noch feucht vom Gottesfinger /
schon in Schweiß gebadet, /
gepeitscht, gestriegelt vom Regengusse.

Michael Guttenbrunner wurde 1919 in Althoven in Kärnten geboren. Er lebte seit 1954 in Wien, wo er 2004 starb. Seine präzise Arbeit am Text ist an Karl Kraus geschult. Mit seinem Werk ist er für die österreichische Literatur durchaus das, was Ludwig Hohl für die Schweiz bedeutet.