LTB 062 - Algabal
Gedichte
mit einem Nachwort von Bernhard Albers
(Lyrik-Taschenbuch Nr. 62)
64 S., brosch., 2008
ISBN 978-3-89086-568-3
Fühl ich noch dies erste ungemach ·
Sündig eilte fremden stapfen nach
Der um sie den schönsten traum zerbrach:
Wenn mir neulich vor die sinne tritt
Wie ich früh vom gram am tiefsten litt
Bei den gräbern pochend «führt mich mit»:
Deucht er heut mir fast geschwind und sacht ·
Halt ich dich sogar in milder acht ·
Trübster tröster sohn der nacht!
Im Sommer 1891, im Todesjahr Rimbauds, besucht der gänzlich unbekannte Dichter Stefan George (1868–1933) das Schloß Linderhof. Die schöpferische Verwandtschaft, die er zu dem Erbauer des Schlosses, Ludwig II. von Bayern, fühlte, löste in George, wie er schrieb, «heftigen Seelenkatarrh» […]
Zum Zeitpunkt der Schloßbesichtigung arbeitet George an einem schmalen Gedichtband, den er «Algabal» nennen und Ludwig II. widmen wird. Von römischen Soldaten war der vierzehnjährige Algabal im Juni 218 aufgrund seines Priestertums «aus dem Geschlecht des Sonnengottes» (Artaud) und seiner alles überragenden Schönheit auf den Thron gehoben worden. Der Vergleich zu Ludwig liegt auf der Hand; auch Algabal verlegte seine Herrschaft in ein surreales «Unterreich».
Während Ludwig allerdings wegen seiner homosexuellen Veranlagung religiöse Gewissensbisse peinigten, war Algabals Wille wirklich absolut. Nichts in dieser Welt ist denkbar ohne den Herrscher, alles untersteht seinem Willen und existiert nur, weil es ihm gefällt.