Hübner, Johannes

(1921, Berlin – 1977, Berlin)

 

Über Johannes Hübner:

Johannes Hübner wurde am 27.9.1921 in Berlin geboren. 1941 bis 1943 studierte er Evangelische Theologie in Berlin und Kiel und nach Kriegsende Germanistik. Hübner war Mitbegründer des Malerkabaretts «Die Badewanne» (1949–50). 1951 erste Begegnung mit René Char. Aus der Freundschaft zu dem französischen Dichter entwickelte sich eine langjährige Beschäftigung mit seinem Werk als Übersetzer in Zusammenarbeit mit Lothar Klünner.

Werk

Hübner, Johannes

Herren der Gezeiten

aus dem Titelgedicht:
Verschmähe getrost, wenn sie See ins Unnennbare kehrt,

in Pfützen Sterne zu haschen, dein hanfenes Herz

knote neu und teere die Rippen mit Stille.

Verwandlung wird dir alle Erlösung weinen,

ob auch der Kuß vom Salz der Gezeiten bedroht,

Demselben Tode, der die Gallionen bedroht,

kränzt sie der rissige Wind in die lärmenden Jahre,

gib sie dem Schaum auf dem Mut der Minute zurück.													  			
                                                    

Hübner, Johannes

Stern auf der Schwelle

Schwelle
Schamlos und zwart, die Wimpern mit Tod bemalt,

die Fingerspitzen an meine Knospe gefroren,

das zähe Gift vom pochenden Käfig zu brechen . . .
Bis in die Wurzeln zerschellen.

Der Duft, der jäh unter den Trümmern verströmt,

tritt aus den Poren, reißt alle Narben in Sterne.
Allen Honig der Nacht in den Augen, beschwörst du

noch einmal den ersten Segelschauer,

da ins Fruchtfleisch die Träne glitt.
Stille, gespart dem regierenden Licht.

Leere, durchatmet von den Chimären des Herzens.